In „Silence 6-9“ feiert Christos Passalis sein Regiedebüt mit einer kafkasken Parabel über Verlust, Abschied und Vergessen. Eine fesselnde, surreale, retro-futuristische Liebesgeschichte zweier Menschen, die sich in einer seltsamen Stadt der Verschwunden entwickelt. 

Darum geht es in „Silence 6-9“

Natrium-Straßenlaternen summen. Antennen brummen. Insekten zirpen. In einer verlassenen griechischen Küstenstadt, deren genaue Uhrzeit unbekannt ist, herrscht jeden Tag von 6 bis 9 Uhr Stille. Auf einem Turm fangen Antennen seltsame und übernatürliche Geräusche auf, die von einer Abteilung aufgezeichnet werden.

Aris, ein 35-jähriger Mann, kommt in einem Hotel an, er hat einen Job in der Datenverarbeitung des Turms gefunden. Er wartet darauf, seinen Vorgesetzten zu treffen und mit der Arbeit zu beginnen. Doch dann erfährt er von den Verschwunden. Es sind Menschen, die plötzlich und unerklärlich verschwinden, während sie noch bei ihren Lieben sind. Niemand weiß, wohin sie verschwunden sind. Die Angehörigen dieser Verschwundenen geben die Suche nicht auf. Sie hoffen weiter und klammern sich an die Kassetten, auf denen sie die Stimmen der Vermissten hören und auf ihre Rückkehr warten.

Im selben Hotel wohnt auch Anna, ein geheimnisvolles Mädchen, das unter Schlaflosigkeit leidet, genauso wie Aris. Gemeinsam machen sie abends Spaziergänge und verbringen Zeit auf einer Bank am Meer, bis der Tag anbricht. Inmitten dieser Stille entwickeln sie eine Verbindung und verlieben sich. Während um sie herum die Menschen trauern und sich nach den Verschwundenen sehnen, kann das Paar lächeln.

Und plötzlich verschwindet Anna abrupt und unerklärlicherweise.

Darum sollten Sie den Film auf keinen Fall verpassen

Nach dem Dokumentarfilm „The City and The City“,  den Christos Passalis mit Silla Tzoumerka mitschrieb und der auf der Griechischen Filmwoche in München bereits zu sehen war, gibt der Regisseur nun sein Regiedebüt und formt in „Silence 6-9“ eine fremdartige, rätselhafte, geisterhafte Welt. Die Menschen, die darin leben, sind ebenso eigenartig. Sie bewegen sich und sprechen, als würden sie ihren schlimmsten Albtraum leben.

In der Welt von Christos Passalis‘ sensibler, surrealer und langsam offenbarenden „Silence 6-9“ ist es ruhig, doch in dieser Stille sind seltsame, prophetische Geräusche verborgen, wenn man nur genau genug hinhört.

Giorgos Karvelas fängt mit seiner Kamera Szenen von bezaubernder Ästhetik, faszinierender Dunkelheit und luftiger Atmosphäre ein. So gelingt eine meisterhafte Inszenierung, die durch das ausgefeilte Sounddesign eine bizarre Energie erhält. Der Film wurde bereits mit Preisen und Nominierungen überhäuft. So erhielt „Silence 6-9“ die Auszeichnung „Bester Film“ beim Linea d’Ombra 2022, beim Goa International Film Festival und beim International Film Festival of Kerala.

Beim South East European Film Festival erhielt Giorgos Karvelas den „Best Cinematography Award“. Darüber hinaus erhielt der Film sechs Nominierungen bei den „Iris Awards“ der Griechischen Filmakademie. Darunter in den Kategorien „Bestes Regiedebüt“, „Beste Nebendarstellerin“ (Marisha Triantafyllidou), „Bestes Produktionsdesign“, „Bestes Make-up und Hairstyling, „Bester Ton“ und „Beste Kamera“.