In einem kargen Dorf irgendwo im Norden Griechenlands brennt das Fleisch in der Sonne – und die Schuld gleich mit. «Meat» (Κρέας), der neue Film von Dimitris Nakos, ist ein düsteres, schwitzendes Stück Kino zwischen Familiendrama und antiker Tragödie.
Takis, der Dorfmetzger, bereitet die Eröffnung seines neuen Geschäfts vor. Alles soll glänzen, alles soll endlich gut werden. Doch am Tag davor geschieht das Undenkbare: Sein Sohn Pavlos tötet den Nachbarn – aus Wut, aus Stolz, aus einem uralten Reflex heraus. Ein Mord, der alles ins Wanken bringt. Denn der einzige Zeuge ist Christos, ein albanischer Junge, den Takis einst wie einen Sohn aufgenommen hat. Jetzt steht der Vater zwischen zwei Welten: Blut oder Wahrheit, Familie oder Moral.
Nakos erzählt diese Geschichte mit der Wucht eines Schlagmessers und der Geduld eines alten Mythenerzählers. Jeder Blick, jeder Schnitt riecht nach Schweiß, Eisen und Erde. Die Kamera klebt an den Gesichtern, die Hitze flirrt, das Dorf wird zur Bühne eines moralischen Duells. Das Fleisch in der Metzgerei hängt wie ein Symbol für das Opfer, das unausweichlich kommen muss.
Meat ist kein sozialrealistisches Lehrstück, sondern ein Kino der Körper und Gewissensbisse. Hier wird das Patriarchat nicht erklärt, sondern gezeigt – in jedem Tonfall, jeder Geste, jeder Entscheidung. Ein Film über Erbschuld, Macht und die Frage, ob Familie ein Schutz ist oder ein Fluch.
Dimitris Nakos gelingt damit ein kompromissloses Debüt: roh, sinnlich, aufgeladen mit Zorn und Mitgefühl. Ein Film, der riecht, schmeckt und trifft – mitten ins moralische Herz Griechenlands.